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Barmherzigkeit
Klingt erstmal alt. Nach Kirche. Nach Sonntag. Vielleicht sogar ein bisschen abgehoben. Aber Barmherzigkeit ist etwas sehr Reales. Manchmal tut sie weh. Weil sie uns nicht kalt lässt, wenn andere leiden. Weil sie uns trifft: im Bauch, nicht im Kopf. Barmherzigkeit ist ein Gefühl: Jemand weint – und wir spüren mit. Jemand kämpft, und etwas in uns zieht sich zusammen. Das ist Barmherzigkeit. Aber oft steht uns etwas im Weg. Wir sehen nicht klar. Weil uns unsere Vorurteile den Blick verstellen. Oder weil wir uns selbst schützen wollen. Wir haben unsere Schubladen. Für die Nervigen, die Lauten, die Andersdenkenden. Und manchmal auch für die, von denen wir glauben, sie seien „nicht normal“. Aber selten schauen wir auf unsere eigene Schublade. Die mit unserem Namen drauf.
Jesus sagt:
„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.
Richtet nicht – dann werdet auch ihr nicht gerichtet.“
Das ist keine Drohung. Es ist ein Impuls: Erkenne dich selbst. Sieh den anderen an. Nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Was wäre, wenn wir einander öfter wirklich anschauen würden? Nicht sofort urteilen. Nicht gleich besser wissen. Sondern erstmal hinhören. Mitfühlen. Vielleicht merken wir dann: Die andere Person ist gar nicht so weit weg von uns. Sie trägt auch ihre Fragen, ihre Brüche, ihre Hoffnung. Und vielleicht sehen wir in ihren Augen plötzlich etwas, das uns anrührt. Etwas, das verbindet. Etwas Menschliches. Vielleicht sogar Göttliches.
Ich wünsche Ihnen und euch einen Sommer mit offenen Augen,
weitem Herzen und dem Mut,
nicht immer sofort Recht haben zu müssen, aber öfter mitzufühlen.
Herzliche Grüße Ihr Pfarrer Adrian Ladner
(Ev. Klinikseelsorger im Philippshospital)
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