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Kirche

Medienkirche Wolfskehlen

Was würde Jesus zur „Medienkirche Wolfskehlen“ sagen?

„Toll, ich halte ‚ne Predigt und ihr streamt die dann.“
„Eine wegweisende Kirche, die mit neuer Technik in die neue Zeit geht“, so Pfarrer Volker Herwig, ein Traum oder wahr? Wahr! In Wolfskehlen, einer Kirchengemeinde in Riedstadt, wurden zur Innensanierung der Kirche Denkmalschutz und Medientechnik verbunden.
Ein Besuch von Öffentlichkeitsreferentin Heidi Förster.

Gern führt Kirchenvorsteher Jens Funk in die „neue Medienkirche“. Folgt man ihm durch den  denkmal-sanierten Innenraum zur letzten Kirchenbank, erlebt man das Wunder. Per Tablet-Klick senkt sich vorn im Altarraum hinter der gotisch nach oben spitzen Fassade lautlos eine fünf auf sechs Meter große Leinwand. Kinofeeling stellt sich ein. Der 42-Jährige, seit 17 Jahren ehrenamtlicher Kirchenvorsteher, hat acht Jahre lang – lange vor Corona – für diese "Medienkirche" keinerlei Herausforderung gescheut. Das Ergebnis spricht für sich: Denkmalschutz und Digitalisierung sind möglich. Auf der Leinwand zeigt Jens Funk die Kirche mit großer Überschrift „Medienkirche Wolfskehlen“. Auch der selbst gedrehte Film der diesjährigen Konfirmand*innen läuft per Mausklick „kinolike“ auf der Leinwand, mit dabei:  Anna Weber und Lana Engeroff. Ihre Konfirmationen im September 2020 konnten sie trotz Corona mit der ganzen Familie und mit Freunden in der Kirche  und draußen im Pfarrgarten per Leinwand gemeinsam  feiern. „Streaming“ – gar kein Problem, die Kirche hat W-LAN und die Übertragung klappt sowohl in den Pfarrgarten als auch nach Hause zu den Menschen.
Ob Senior oder frische Mama – Gottesdienst geht nun auch zuhause
Lea Bouquin, 26, kommt immer wieder gerne in ihr Heimatdorf, schließlich war sie hier in ihrer Jugend fünf Jahre lang Küsterin. Der Unterschied von früher zu heute? „Es hat sich um 180 Grad gedreht, super. Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Nicht nur für ältere Leute, die es vielleicht nicht mehr hier her schaffen, sondern auch vielleicht für jemand, der vorher hier gewohnt hat, aber nicht mehr da ist aber trotzdem am Gottesdienst teilnehmen möchte und jetzt dank digitaler Technik teilnehmen kann. Oder Jemand, der es zeitlich nicht schafft und sich dazu schalten kann oder eine frisch gewordene Mama, die es einfach gesundheitlich noch nicht schafft. Ich glaube, mit dieser Digitalisierung und den neuen Möglichkeiten, die hier gegeben sind, ist einfach ein Platz für Jedermann geschaffen. Deshalb bin ich natürlich ein großer Fan.“

Digitale Kirche braucht ein Konzept und gute Kommunikation

Möglich wurde die medientechnische Aufrüstung der Kirche im Zuge der Innensanierung mit der Riedstädter Firma Vision 24, dem Bickenbacher Architektenteam Wolff und Frost, dem Ingenieur für Elektro- und Haustechnik, Bruno Janaszak, der Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und nicht zuletzt dank dem Kirchenvorstand, der 2012 - lange vor Corona – bei der Planung der Kirchensanierung die Digitalisierung mitgedacht hat. Kai Suckow, seit 1989 Geschäftsführer von Vision 24, der zum Beispiel auch die Industrie und Handelskammer (IHK) für die Medientechnik ausrüstet, hat für die  Ev. Kirche in Wolfskehlen eigens den lichtstarken Großbildprojektor gebaut und die riesige Leinwand technisch entwickelt.
Wolfskehlener Bürger*innen spenden ihrer Kirche drei Millionen Euro in 25 Jahren
Ist alles kein Traum, sondern Ergebnis langer Kommunikation, einem funktionierenden Gemeinwesen und Ergebnis enormer Spendenfreudigkeit der Gemeinde. Für die spezielle Beamer-Technik und die Leinwand wurden 45.000 Euro aus Eigenmitteln und Spenden aufgebracht. Paul Ewald, 30 Jahre Kirchenvorsteher, ehemaliger Präses im Ev. Dekanat Ried und ehemals Leiter der Regionalverwaltung in Gernsheim. Die Gesamtkosten für die Sanierung der Kirche belaufen sich auf  1,150 000 Millionen Euro. Die Kirchengemeinde möchte nach dieser geglückten Innovation offene Kirche auch für Andere sein. Jens Funk: „Unser Angebot ist, die Technik zur Verfügung zu stellen, nicht nur für die Kirchengemeinde Wolfskehlen, sondern für die Kirche in dieser Region. Für das ganze Dekanat, selbst Nachbardekanate könnten hier, wenn sie wollen, die Technik nutzen. Kirchstreaming, Filmvorführungen, und so weiter, denn wir sind ja für alle da, nicht nur für Wolfskehlen.“

Digitalisierung – für Lea Bourquin Motivation für eine Kandidatur im Kirchenvorstand

Kirchen-Fan Lea Bourquin überlegt, für den nächsten Kirchenvorstand zu kandidieren. Für die 26-Jährige, die im Marketing in Frankfurt arbeitet, ist Wolfskehlen Heimat, „in der sich Gemeinschaft sehr schön mit Kirche verbindet, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, jeder ist für jeden da.“  Als Kirchenvorsteherin wäre ihr die Umsetzung der Digitalisierung ein wichtiges Thema: „Gerade weil für mich Kirche Gemeinschaft bedeutet, würde ich auch das als mein Lieblingsthema benennen und einfach versuchen, Alt und Jung auf einen Nenner zu bringen und jetzt im Rahmen der Digitalisierung auch dafür sorgen, dass gerade auch mehr junge Leute mit reinkommen. Man kann sich, glaube ich, mit den neuen Möglichkeiten für die junge Generation stark machen und viel mehr ins Boot holen. Eben nicht einen alten Stereotyp bestätigen, sondern neue Wege einschlagen, alle mit 'reinziehen.“

Was sagt "die Jugend"?

Anna Weber und Lana Engeroff  wollen auch nach ihrer Konfirmation weiterhin aktiv in der Kirchengemeinde mitmachen. Sie hätten sich dazu entschieden, nicht nur dank der Medientechnik, sondern wegen ihrem Glauben und weil sie Pfarrer Volker Herwig mit den richtigen Worten begleitet habe: „Der Pfarrer hat auch immer über sehr normale Themen geredet,  auch so, dass das Kinder verstehen. Also nicht mit dieser „über- erwachsenen Sprache“, sondern so, dass  es kleinere Kinder, Geschwister verstehen.“  Der Kirchenraum, der sowohl Raum für Stille, Kontemplation, Ruhe, Gebet, Gesang, Gottesdienst bietet, bietet mit W-LAN und unter Putz eingebauter Verkabelung für Medientechnik die Möglichkeit, die  „Gute Botschaft“ auch nach draußen und in die Wohnzimmer zu übertragen ("streamen"). Entspricht diese „Medienkirche“ den Vorstellungen der beiden  14-Jährigen? „Ja, auf jeden Fall. Man sollte sich anpassen. Auch die Kirche sollte sich anpassen und ich glaube, wenn es so in der normalen Welt passiert, kann es auch mit dem Glauben passieren. Kirche zeigt damit ja auch, dass sie nicht nur für Ältere da ist und dass sie sich mit wandelt.“
Denkmalschutz und Verkabelung - so gehts:
Elektro-Ingenieur Janaszak erklärt, was man von außen nicht sieht: „Wir haben die Verkabelung komplett hergestellt für die neue Medientechnik unter der Prämisse, möglichst wenig Bausubstanz zu zerstören und uns Wege zu suchen, wo das mit geringem Aufwand auf die Nebengewerke herzustellen war. Es müssen Schlitze hergestellt werden, die dann später wieder, wenn die Kabel verlegt sind, sauber zu geputzt und beigearbeitet werden. Für die Leinwand wurden die Kabel oben über dem Dachboden verlegt, weil das der einfachste Weg war, ohne große Widerstände. Und die wurden dann durch die Holzdecke angeschlossen.“ Wer ähnliches plant, dem rät er, „gut zu überlegen, was der geringste Aufwand ist, damit der Baukörper nicht so in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Wichtige Voraussetzung, betont auch Architekt Stefan Wolff, sei eine gute Zusammenarbeit wie in Wolfskehlen von Seiten der Kirchengemeinde mit  Planungs- und fachtechnischen Büros. Erforderlich sei die Entwicklung eines Konzeptes, das mit allen Beteiligten kommuniziert und gut abgestimmt werden sollte. Damit könne man die Digitalisierung und die dafür nötige Verkabelung von vorn herein mit einplanen.
Offene Kirche – digitale Angebote für Vereine, Nachbargemeinden, Dekanat und EKHN
Einer der größten Spendengeber ist der Kerweverein, der KCV Wolfskehlen. Deren erster Vorsitzender Björn Ewald (nicht mit Paul Ewald verwandt): „Die Zusammenarbeit mit den Kerweburschen ist schon immer sehr gut. Sehr offen auch in anderen Bereichen. Ich kriege das auch durch die Feuerwehr mit, es war noch nie ein Problem, auch mal eine Übung in der Kirche oder in der Pfarrscheune zu machen. Von daher kann ich nur sagen, wir sind hier sehr offen. Unsere Kirchengemeinde ist sehr offen. Ich begrüße es, dass jetzt auch mit der neuen Technik mitgegangen wird. Wir sind im Zeitalter – da muss man mitgehen, sonst bleibt man einfach stehen.“ Über den Kerwefrühschoppen, der seit mehreren Jahren vor der Kirche stattfinde, werde im Ort viel gesprochen: „Jawoll, die Kirche macht auch was, schön, kann man hingehen, passt.“

Offene Medienkirche – Was heißt das?

Pfarrer Volker Herwig geht seit 18 Jahren zu den Menschen, Zeit haben, zuhören, offen sein, dies ist für den Seelsorger nicht nur bei Geburtstagsbesuchen ab 80 selbstverständlich. Genauso offen ist er für neue Ideen für die Nutzung der im September 2020 frisch fertig gewordenen „Medienkirche“: „Bestimmt hat jeder andere Ideen, wie man das nutzen kann, wie man an die Menschen heran kommt, an die jungen Menschen,  mit denen wir auch vorher schon engen Kontakt haben, z.B. mit den Kerweburschen. Ich glaube, dass so viele junge Leute, Kirchenmitglieder Ideen haben, was man da machen kann, wir sind für alles offen.“ Offene Kirche heißt? „ Für jeden zugänglich und jedem zeigen, dass sie oder er mit offenen Armen aufgenommen wird und eingebettet wird;  was unseren Glauben ausmacht und was auch die Zukunft ausmachen soll, nämlich eine junge, eine aktive, eine agile Gemeinde. Eine agile Kirche für die Zukunft sein.“ Kerwebursch Mario Roth, 24, bringt auf den Punkt, wie Kirche sein sollte: „Ich finde, die Kirche sollte Menschen zusammenbringen und auch von den unterschiedlichsten Kulturen und die unterschiedlichsten Menschen einfach miteinander verbinden, dass sie friedlich  zusammenleben.“
Was würde Jesus dazu sagen, wenn er jetzt rein käme und das sehen würde?

Pfarrer Volker Herwig: „Toll, ich halte ‘ne Predigt, und ihr streamt die dann.“

Heidi Förster
Öffentlichkeitsarbeit, Ev. Dekanat Groß-Gerau - Rüsselsheim

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Link zum Ev. Dekanat Groß-Gerau - Rüsselsheim

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