Glocken - Riedstadt

Riedstadt

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Unsere Glocken

 

Von dem aus 3 Glocken bestehenden Geläute, das nach dem großen Kirchenbrand im Jahre 1862 wieder angeschafft wurde, ist es die kleinste Glocke. Sie wurde 1865 von der Firma Georg Hamm in Kaiserslautern gegossen und erklingt im Ton C. Ihr unterer Durchmesser beträgt 71 cm und sie hat ein Gewicht von 210 Kg. Bei der alten Wolfskehler Bevölkerung wird sie als Kling-Glocke bezeichnet, bezogen auf ihren hellen Klang.

Als Schulglocke ruft sie werktags um 7.15 Uhr unsere Kinder zum Unterricht. Sie erklingt eine halbe Stunde vor allen Hauptgottesdiensten, beschließt den Gottesdienst mit dem Vaterunser-Geläute und ist am Gesamtgeläute bei Gottesdiensten beteiligt.

Die Kling-Glocke ist von unseren 3 Glocken die einzige, die seit 1865 in unserem Kirchturm hängt.

Dem harmonischen Klang unseres Geläutes verdankten wir es, dass wir es im I. Weltkrieg nicht abliefern mussten. Im II. Weltkrieg aber wurden unsere beiden großen Glocken beschlagnahmt und am 8. und 9. Februar 1943 für Kriegszwecke abgenommen. Nur die kleine  Glocke durften wir behalten. Sie musste nun den Dienst ihrer beiden Schwestern bis im Jahre 1947 mit übernehmen. Während der Kriegswirren wurde nun das Schulläuten sowie 4-Uhr-Läuten eingestellt. Für alles sonstige Läuten kam die Kling-Glocke zum Einsatz.

Sie zum Klingen zu bringen bedurfte einer gewissen Übung, da sie sich bei zuviel Kraftaufwand überschlug und ihr Ton teilweise verloren ging.

Einige alte Einwohner können sich noch gut an das Läuten mittels Glockenseile erinnern.

Seit 1959 haben wir nun schon ein elektrisches Geläute und nur die an der Wand befindlichen 3 Eisenringe im Glockenraum erinnern an die Zeiten, in denen jede einzelne Glocke durch das Ziehen eines Seiles zum Schwingen und Klingen gebracht wurde.  E. Hammann

Als nächstes wollen wir die größte Glocke unseres Geläutes vorstellen. Auch sie wurde 1865 von der Firma Georg Hamm in Kaiserlautern gegossen. Ihr unterer Durchmesser beträgt 115 cm, sie hat ein Gewicht von 930 Kg und erklingt im Ton F.

Verziert ist die große Glocke mit einem Blattschmuck und trägt folgende Inschrift:

 

GEGOSSEN FÜR DIE GEMEINDE WOLFSKEHLEN

UNTER DEM ORTSVORSTANDE

JOHANN SCHAFFNER BUERGERMEISTER

V FUCHS BEIGEORDNETER

GEMEINDERAETE

P SCHAEFER IV  CH L HAMMANN II

N SCHAFFNER II   J OSTEROD III

N HOFMANN II   H BERGNER II

CH L SCHAEFER IV

KIRCHENVORSTAENDE

LUDWIG WILHELM LUCK  EV PFARRER

J W HAMMANN

1865

 

Im II. Weltkrieg wurden unsere beiden großen Glocken beschlagnahmt und in den Aufzeichnungen von Pfarrer Koch (Pfr. in Wo. v. 1924 bis 1956) lesen wir: „Am 2. Februar 1942 wurden bei kaltem Wetter die beiden großen Glocken abgenommen, damit sie Kriegszwecken zugeführt wurden. Tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich der Bevölkerung, die mehr und mehr an einem guten Ausgang zweifelte.“

Der damalige Glöckner beschrieb die Herabnahme der Glocken wie folgt:

„An einem Schallladen wurden die mittleren Gewände herausgenommen und die Glocken zwischen Kirche und Faulstroh-Scheuer (heute Heimat- u. Geschichtsverein) heruntergelassen. Anschließend wurden sie durch die Kirche geschleift, wurden auf der Gemeindewaage gewogen und mit einem Pferd in den Hof von Biebelhannese gezogen..

Von dort kamen sie zur Sammelstelle in die Zuckerfabrik nach Groß-Gerau.“

Im Jahre 1947 schreibt Pfarrer Koch: „Am 26. Juli kam die frohe Nachricht, dass eine unserer abgelieferten Glocken vorhanden sei und bald bei uns eintreffen werde.

Am 21. August 1947 konnte sie mit einigen anderen aus Nachbargemeinden in Hanau abgeholt werden. Festlich geschmückt wurde sie von 4 Pferden durch das Dorf gefahren. Abends fand eine „Wiedersehensfeier“ vor der Kirche unter großer Beteiligung der Einwohnerschaft statt. Doch sollte es noch lange dauern, bis der Klöppel beschafft werden konnte und die Heimkehrerin ihre Stimme mit der Daheimgebliebenen zusammen erschallen lassen konnte. Obwohl die mittlere Schwester noch fehlt, klingen die beiden  C und F (As fehlt noch) doch gut zusammen.“    E. Hammann

Als man am 21. August 1947 die größte der beiden im Jahre 1942 abgelieferten Glocken mit einer Wiedersehensfeier begrüßte, hoffte man, auch die noch fehlende wieder zu bekommen, zumal noch viele beschlagnahmte Glocken in Hamburg lagen.

Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht.

Nachdem die Kriegsschäden einigermaßen beseitigt waren –beim Einmarsch der Amerikaner am 24. März 1945 wurde unser Dorf von Griesheim aus von der deutschen Artillerie unter Beschuss genommen, wobei auch an Turm und Kirche erheblicher Schaden entstand – wurde in der Kirchengemeinde der Wunsch immer lauter, unser Geläute durch die noch fehlende dritte Glocke zu ergänzen.

Die Sängervereinigung stellte sich bereitwillig in den Dienst dieser Sache und veranstaltete am Reformationsfest 1951 eine kirchenmusikalische Feier, deren finanzieller Ertrag als Grundstock für die neue Glocke diente.

Eine anschließende Haussammlung sicherte die Beschaffung, und so konnte die neue Glocke in Auftrag gegeben werden. Sie wurde bei der Glockengießerei Rincker in Sinn/Westerwald in Anwesenheit von Pfarrer Koch und einigen Kirchenvorstehern gegossen und später von Philipp Leißler, der sein Lastwagen zur Verfügung stellte, nach Wolfskehlen gebracht. Stolz  erinnert sich Hans Schäfer - ein Enkel des damaligen Glöckners - noch daran, dass er mit dem Großvater und Leißler-Philipp die neue Glocke heimholen durfte. Kinder und Erwachsene fanden sich an der Kirche ein, um die Glocke zu bestaunen und beim Abladen zuzusehen.

Am 2. Advent 1952 wurde sie feierlich im Gottesdienst durch Propst Rau in Dienst gestellt. Einige Schülerinnen trugen Verse aus Schillers „Glocke“ vor und nach den Worten:

„Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute“, zog der Glöckner Johannes Schäfer I. am Glockenseil und brachte die neue Glocke zum Klingen. Es war ein erhebender Moment, vom Altar aus dem Glöckner im Glockenraum beim Anläuten zuzusehen.

Die neue Glocke wurde dem Gedächtnis der Gefallenen gewidmet und wird als „Totenglocke“ bezeichnet. Neu eingeführt wurde mit ihr das Totengeläute dieser Glocke, das am Tage vor der Beerdigung morgens um 9 Uhr erklingt.

Bei meinen Recherchen erfuhr ich, dass im Anschluss an den Festgottesdienst am 2. Advent 1952 noch eine Haustaufe stattfand, bei der unser heutiger Kirchenvorsteher Wilhelm Schäfer (Kiefer-Wilhelm) getauft wurde. Ob er das noch weiß?

Zu den Wolfskehler Glocken wäre noch viel  zu erzählen. Aber das ist eine andere Geschichte.

E. Hammann

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