Orgel - Riedstadt

Riedstadt

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Wenn man den Verfassern der Kirchen- und Orgelgeschichte glauben darf, dann bekam Wolfskehlen und seine Kirche schon im Jahre 1630 die erste Kirchenorgel. Ihr Erbauer soll der Orgelmacher Georg Geißel aus Gernsheim gewesen sein, der damals als Orgelbauer einen guten Namen hatte. Der Preis für das Orgelwerk wird wie folgt angegeben: 140 Reichstaler in bar, ferner an Naturalien sechs Malter Korn, ein Ohm Wein – in der Wolfskehler Gemarkung wurde zu dieser Zeit auch Wein angebaut – und „drei spanische Thaler der Frau zur Ergötzlichkeit.“

Diese Orgel überstand – wie unsere Kirche – die Brandschatzungen und Verwüstungen während des 30jährigen Krieges und wurde bis zum Jahre 1787 gespielt und dann nach Nieder-Modau im Odenwald verkauft. An ihre Stelle wurde eine neue Orgel aufgestellt, die aus der Orgelbauanstalt Schöler aus Ems an der Lahnstammte. Die Kosten betrugen ca. 1.200 Gulden. Dieses Werk stellte eine bedeutende Verbesserung gegenüber der ersten Orgel dar und soll sich gut bewährt haben.

Nach dem Kirchenbrand am 20. August 1862, dem auch die Orgel zum Opfer fiel, wurde mit viel Zeit und Leidenschaft an einem Bauplan zum Wiederaufbau der Kirche gearbeitet. Nach Vorlage des Planes missfiel dem Gemeinde- und Kirchenvorstand besonders, dass die neue Orgel nicht wie früher ins Chor sollte, was doch ihr schönster Platz gewesen sei. Sie wollten nicht, wie sich der damalige Bürgermeister ausdrückte, auf dem Buckel georgelt haben. Des Pfarrers Ausführungen, dass man jetzt dem ältesten christlich-kirchlichen Baustil gemäß so baue, fanden kein Gehör.

Nach vielen geführten Gesprächen, bei denen die kirchlichen Behörden klar zum Ausdruck brachten, dass sie niemals zugeben würden, dass der Chor verbaut werde, gab es vom Kreisbaumeister den vermittelnden Vorschlag, die Orgel weder ins Chor noch auf die Turmseite, sondern auf die eine Neben- und Längsseite (die nördliche) zu stellen. Letztendlich setzten sich doch Pfarrer Luck und Kirchenbehörde durch, und die Orgel erhielt ihren jetzigen Platz auf der Empore an der Turmseite, gegenüber dem Chor.

Nach erfolgter Ausschreibung erhielt den Auftrag (unter 6 – 7 schriftlichen Angeboten) der Orgelbauer Rothermel in Zwingenberg. Die Orgel sollte 15 Register haben, der Preis war mit 2.100 fl. (Gulden) ausgewiesen.

Am 24. und 26. Februar 1866 wurden die Orgelteile unter großem Interesse von Gemeinde und Dorfjugend angeliefert und bis zum 7. April 1866 (Samstag nach Ostern) war die Aufstellung vollendet. Pfarrer Luck schreibt: Es ist ein zu Herzen dringendes und harmonisches Werk.“

Im Jahre 1910 notierte Pfarrer Goetz, diese Orgel sei stark verstimmt und unbrauchbar, so dass man sich entschloss, eine gründliche Reparatur vorzunehmen. Die Orgel wurde unter Einsatz zweier neuer Register und völliger Umarbeitung durch den Orgelbauer Eifert aus Stadtilm in Thüringen erneuert. Gemeinde und Kirche teilten sich die Kosten, die ca. 2.800 Mark betrugen. Nach Prüfung und Abnahme durch den Musikmeister Professor Arnold Mendelsohn von Darmstadt wurde die Orgel am 19. nach Trinitatis eingeweiht.

Unter vielen Organisten diente sie der Erbauung der Gottesdienstbesucher und verschönerte manches Kirchenkonzert.

1928 ließ die bürgerliche Gemeinde ein elektronisches Orgelgebläse einbauen, so dass die Schuljugend nur noch bei Stromausfall den Blasebalg treten musste.

Trotz intensiver Wartung sowie kleinerer Reparaturen musste auch diese Orgel im Jahre 1991 wieder eine Generalüberholung erfahren. So wurde unter Pfarrer Hunds Leitung, in Zusammenarbeit mit dem Organisten Fritz Reinholz - der seit 1956 die Orgel spielte - den Orgelsachverständigen der EKHN und zwei Orgelbaufirmen ein Konzept entwickelt, das u.a. folgende Arbeiten vorsah: die Verlegung des Gebläses vom Turm in das Kirchenschiff, die Überholung des Spieltisches, der Windladen, der Pneumatik u. des gesamten Pfeifenwerkes, Austausch der Zinkpfeifen des Prospektes – ein Ersatzbehelf aus dem Krieg – gegen Zinnpfeifen. Die Orgel sollte neu intoniert und mit einem Posaunen-Register versehen werden. Die Kosten für diese umfangreiche Überarbeitung beliefen sich auf ca. 75.000 Mark. Die Arbeiten wurden der Firma Lötzerich in Ippinghausen bei Wolfhagen (Kassel) übertragen. Beim Adventskonzert am 14. Dezember 1991 präsentierte sich unsere „Denkmalsorgel“ in neuem Glanz und Klang.

Im März dieses Jahres (2008) stand wieder eine größere Reparatur an. Die Firma Förster u. Nikolaus aus Lich in Oberhessen erneuerte die rund 1200 Ledermembranen unserer Orgel. Die Ledermembranen erfüllen eine wichtige Funktion in der pneumatischen Traktur. Sie sind typische Verschleißteile und müssen von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden. Diese Reparatur wurde zügig durchgeführt und unsere „Denkmalsorgel“ ist wieder voll bespielbar.

Möge ihr voller Klang nun wieder viele Jahre Zuhörer in den Gottesdiensten zum Lobe Gottes und in Freud und Leid wohltuend begleiten.

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